Sanierung eines barocken Stadthauses in Potsdam

Sanierung eines barocken Stadthauses in Potsdam

Daten
Wohnungen:4
Gewerbeeinheiten:4
Fertigstellung: April 1998
Wohnfläche: 204 m²
Nutzfläche: 456 m²
  • Vorderhaus: 2-geschossiges Traufenhaus, 1737
  • denkmalgeschützte Obkammer mit Teilunterkellerung
  • Teilneubau: Erhaltung von Fassade und Obkammer
  • Belichtung der nördlichen Dachräume über verglasten Fußboden im Spitzboden
  • Hinterhaus: Ziegelbau mit Holzdecken, um 1900
  • neue Kastenfenster
Originalfassade
Hofansicht
Hofidylle
Baubeschreibung

Bestand

Das zweigeschossige Traufenhaus (Vorderhaus) in der Gutenbergstraße in Potsdam ist während der zweiten barocken Stadterweiterung um 1737 erbaut worden. Die Fachwerkkonstruktion in Stockwerks-Rähmenbauweise, Kehlbalkendach und traditionellen Holzbalkendecken war nicht mehr sanierungsfähig.
Es wurden jedoch die Straßenfassade, die originale Obkammer mit Holzbalkendecke, Klapptreppen und Keller erhalten und instandgesetzt.
Der Seitenflügel aus Ziegelmauerwerk mit Holzbalkendecken, um die Jahrhundertwende errichtet, wurde vollständig saniert.

Konzept

Das Vorderhaus wurde in Teilbereichen neu aufgebaut, wobei die typischen Elemente des barocken Typenhauses Beachtung fanden. Die außen verlaufende Treppe des Seitenflügels wurde wieder errichtet, kann jedoch aufgrund von Grundrißveränderungen nur noch die Funktion eines zweiten Fluchtweges erfüllen.

Nutzungen

Das Erdgeschoß des Vorderhauses als auch des Seitenflügels wird gewerblich genutzt. Im Obergeschoß und im Dachgeschoß befinden sich je eine Wohnung und eine Wohneinheit mit angeschlossenen Gewerberäumen. Die Erschließung erfolgt über den straßenseitigen Hauseingang über einen durchgehenden Hausflur in der Mittelachse zu einer hofseitig angeordneten Treppe.

Konstruktion

Die Brandwände sind aus porosiertem Ziegel, das Innenmauerwerk aus Hochlochziegeln. Die Deckenkonstruktion besteht aus Filigrandecken mit Ziegelhohlkörpern. Der Dachstuhl wurde denkmalgerecht als Kehlbalkendach (45°) mit doppelt stehendem Stuhl und Aufschieblingen ausgeführt und mit Zelluloseflocken gedämmt.

Der Seitenflügel wurde außen mit Tektalan gedämmt und geputzt. Das Dach ist mit Zelluloseflocken gedämmt und wird begrünt.

Alle Innen- und Außenwände sowie Decken wurden verputzt und farblich nach historischem Vorbild behandelt.

Haustechnik

Das Regenwasser und die Abwässer werden in das bestehende Kanalnetz geleitet. Die Beheizung erfolgt über Fernwärme. Steigstränge für eine später geplante Solaranlage sind montiert.

Besonderheiten

Die Belichtung der nordseitigen Räume wurde durch ein verglastes Lichtband im Fußboden des Spitzbodens verbessert (aus Denkmalschutzgründen durften keine weiteren Fenster eingebaut werden.)

Die Obkammer mit darunterliegendem Keller, eine Besonderheit der (nichtunterkellerten) Häuser aus dieser Zeit, wurde fachgerecht restauriert. Das Fachwerk wurde saniert und die Gefache mit sichtbarem Lehmputz versehen, der Fußboden besteht aus Stampflehm, die Decke ist eine Holzbalkenkonstruktion.
Um die Standsicherheit des gesamten Gebäudes zu gewährleisten, mußten unter dem Keller der Obkammer, der aus Bruchsteinmauerwerk besteht, zwei Fundamentstreifen angelegt werden. Die Brandwand zum Nachbargrundstück in diesem Bereich ist folgendermaßen aufgebaut: zweifach Perlcon-Board, Spundschalung, Konterlattung, Fachwerk mit Tektalan-Platten und Lehmputz in den Gefachen.