1. Ökohaus Berlins mit Pflanzenkläranlage, Komposttoilette, Regenwassernutzung

1. Ökohaus Berlins mit Pflanzenkläranlage, Komposttoilette, Regenwassernutzung

Daten
Wohnungen:3
Fertigstellung:März 1986
Wohnfläche:263 m²
Nutzfläche:360 m²
Grundstücksfläche:1000 m²
  • Niedrigenergiegebäude
  • passive und aktive Sonnenenergienutzung
  • Komposttoilette über zwei Etagen
  • Pflanzenkläranlage mit Schönungsteich
  • Regenwassernutzung für die Gartenbewässerung
  • Ausschließliche Verwendung von ökologisch verträglichen Baustoffen
  • Wintergarten in Holzkonstruktion
  • Kastenfenster mit äusserem Verbundfenster U-Wert ca. 1,2 mit 4 mm Einfachglas
  • Aufweitung der Kastenfenster zu Blumenfenstern
  • Sichtbare Holzbalkendecken
1. Berliner Solaranlage
Ökohaus Grundriss
Schönungsteich
Kastenfenster
Westfassade
Baubeschreibung

Bestand

Das Stadtbild um das Grundstück in der Bröndbystraße in Berlin-Lichterfelde ist durch offene Siedlungsbauweise geprägt und bildet den Anschluß an die Wohnbebauung zu dem laut Bebauungsplan vorgesehenen Grünstreifen.
Die weitere Umgebung des Grundstückes ist nicht grade als eine intakte und idyllische Landschaft zu bezeichnen. In der unmittelbaren Umgebung liegen das Kraftwerk Lichterfelde, der verschmutzte Teltowkanal und die stark befahrene Goerzallee.

Konzept

Grundlage für den Entwurf dieses Mehrfamilienhauses sind die Prinzipien des ökologischen Bauens und die ökonomischen Bedingungen des Baugewerbes, sowie die Lage und Beschaffenheit des Grundstückes. Weiter sind für den Entwurf eine passive sowie aktive Sonnenenergienutzung (Integration von Gewächshäusern, Wintergärten und Blumenfenstern; Ausrichtung nach Süden sowie Sonnenkollektoren) grundlegend, um den Bedarf an Energie des aktiven Heizsystems zu vermindern.
Darüber hinaus sind in dem Entwurf verwirklichte Ziele die Trinkwassereinsparung und ein gesundes Wohnklima.
Bei der Materialauswahl für das Gebäude wurde nicht nur auf Langzeitverhalten und gesundheitsgefährdende Ausgasungen geachtet, sondern auch die Herstellungsweise berücksichtigt. Stoffe, deren Herstellung viel Energie benötigt oder hochgiftige Abfallstoffe erzeugt, wurden nach Möglichkeit vermieden.
Um eine große Gartenfläche zu belassen, wurde das Gebäude im nördlichen Teil des Grundstückes gebaut. In diesem Teil des Grundstückes hat der Baugrund ein günstigere Beschaffenheit, so daß hier die notwendige Pfahlgründung weniger aufwendig ausfiel.
Der Eingangsbereich und Vorplatz wurde in den Nordteil gelegt, um im Süden Platz für Wohn- und Aufenthaltsräume zu erhalten, da die bebaubare Grundstücksfläche mit 11,30 m sehr schmal war.

Konstruktion

Die Kellerwände wurden in gut dämmenden Bimsbetonsteinen ausgeführt, da die zu dieser Zeit in der Regel verwandten Kunststoffschaumplatten nicht in Frage kamen. Für die Kellerdecke wurde, um der Bauordnung gerecht zu werden, eine nicht brennbare Steinstahlkonstruktion mit Tonzeigeln gewählt.
Die oberen Geschosse sind in Mischbauweise ausgeführt: Tonhochlochziegel bilden massive, wärmespeichernde Innenwände, ein Holzskelett (Ausfachung 12 cm Mineralwolle, beplankt mit 5 (2,5) cm Holzwolleleichtbauplatten) mit Putz sowie einer Klinkerschalung dient als Außenwand.
Die sichtbare Holzbalkendecke wurde mit Naturharzölimprägnierung, alle anderen Hölzer mit Borax behandelt.

Wassertechnik

Da das Grundstück keinen Anschluß an das öffentliche Abwassernetz besaß, bot es sich an, den Wasserverbrauch zu minimieren und eine Pflanzenkläranlage zu verwenden.
Zur Einsparung dienen weiterhin eine Komposittoilette (Kompostierungsanlage), ein Regenwassersammler und wassersparende Installationen.

In der Komposttoilette (Marke Clivus Multrum) werden in einem isolierten Behälter im Keller organische Abfälle und menschliche Fäkalien einer aeroben Zersetzung unterworfen. Dadurch und durch Verdunstung wird das Volumen wesentlich vermindert (1/10 der Ausgangsmenge). Im Laufe der Zeit entsteht ein im Garten verwendbarer Kompost, der ein- bis zweimal im Jahr dem Behälter entnommen wird. Mit dieser Kompostanlage werden pro Person und Tag etwa 40-50 Liter Trinkwasser eingespart und der Hausabfall um den organischen Anteil (ca. 40%) vermindert.

Die Regenwassersammelbecken sind jeweils unterhalb der Gewächshäuser der beiden Haushälften angeordnet. Es handelt sich um Zweikammerbecken, die durch eine Filterwand aus Splittdrainrohren getrennt sind. Das hier gesammelte Wasser dient zur Bewässerung der Pflanzen in Haus und Garten, zum Hausputz, Autowaschen etc. und zum Spülen der Urinale. Dadurch verringert sich der Bedarf an aufbereitetem Trinkwasser erheblich.

Durch die Einsparungen fallen pro Person noch ungefähr 100 Liter Haushaltsabwässer täglich an, die in einer Pflanzenkläranlage gereinigt werden.
Die Anlage besteht aus einem Absetzbecken (trichterförmig gemauert, mit Einstieg, Zulauf, Ablauf, als Heber mit Schlammabzug), einem Regelungsschacht, 2 ( 4 Pflanzenbecken (bestehend aus zwei spiegelbildlichen Hälften mit je einem vertikal und drei horizontal beschickbaren Becken, die auf einer Fläche von 2 m² bepflanzbar sind und Siebkies, Siebsand und teilweise leicht lehmigen Sand enthalten) und einem Schönungsteich. Hier wird das Grauwasser (von Waschbecken, Badewanne etc.) vollständig gefiltert und in den Vorschriften entsprechendem Zustand in das Regenwasserkanalnetz geleitet.
Um dies zu gewährleisten, wurde von der TU-Berlin ein Gutachten erstellt, das sich auf über 3 Jahre gesammelte Daten über die gemessenen Ablaufwerte einer Versuchsanlage stützt. Die Genehmigung des Verfahrens war unter anderem deswegen möglich, da in der Bröndbystraße kein Abwasserkanal liegt, an den man hätte anschließen können und müssen.
Damit wurde erstmalig in Berlin die Einleitungsgenehmigung für privat geklärtes Abwasser in das Regenwasserkanalnetz und damit in den Teltowkanal erteilt. Zugleich stellten sich bei einem Erörterungstermin heraus, daß die Bedenken von Seiten des zuständigen Gesundheitsamtes hinsichtlich der Komposittoilette unberechtigt waren, und es konnte eine Ausnahmegenehmigung von den zwingenden baurechtlichen Vorschriften ---- (§ 55, BauOBln, 1979) erwirkt werden.

Resume

Anhand der im Ökohaus Bröndbystraße ausgeführten Konzeption hat sich gezeigt, daß es bereits Mitte der 80er Jahre möglich war, bei Einzelobjekten bzw. Einfamilienhäusern die Belange des Umweltschutzes zu berücksichtigen. Die Energie- und Betriebskosten des Gebäudes sind sehr gering.
Dies war (und ist) durch ein ganzheitlichen Konzept möglich, in dem das Gebäude als System innerhalb eines Gesamtsystems betrachtet wird.
Gesichtspunkte, die hierbei besondere Beachtung finden, sind: Gesundes Wohnen in schadstofffreien Räumen mit angenehmem Raumklima, ein gesamtheitliches Energiekonzept ("von der Wiege bis zur Bahre") zur Minimierung des Energie- und Rohstoffbedarfs und damit auch der Betriebskosten, sowie ein ressourcenschonender Umgang mit Wasser.
Ein Teil der hier durchgeführten Maßnahmen wurden von uns als Standard im Einfamilienhausbau übernommen.